Der Checker-LK
Am Ende der elften Klasse formierte sich eine Gruppe von ca.
30 Schülern, die so dumm waren, sich freiwillig dazu melden, sich zwei Jahre
hemmungslos der wundervollen Mathematik hinzugeben. Es stand auch fest, dass
diese Truppe auf zwei LKs aufgeteilt werden würde. Die eine Hälfte würde der
allseits beliebte Ölscheich übernehmen, die andere sollte sich schon einmal mit
dem Namen Ranftl anfreunden. Zu dieser Zeit hofften wir alle nicht zu Kalle’s
Wehrsportgruppe berufen zu werden, da allen der Name Ranftl nur mit Schinderei
und Schleiferei im Sportunterricht bekannt war („Do musst schneller laufön!“).
Am Dienstag, dem zwölften September, erfuhren wir dann die endgültige
Aufteilung. Geschockt sahen sich drei Mädels und 14 Kerle dem Grauen gegenüber,
als sie ihren Stundenplan vor Augen hatten.
Wir versuchten möglichst unvoreingenommen dann in die erste Stunde zu gehen. Und
der Karl-Heinz schien anfangs unsere Erwartungen nicht zu enttäuschen. Sowohl in
punkto Pünktlichkeit (Liegestützen), als auch in Sachen Hausaufgaben sahen wir
uns in die Zeit Friedrichs des Großen zurückversetzt. Auch die für uns im Fach
Mathematik vorher unbekannten Referate entwickelten sich zum Spießrutenlauf
(„Zerlegt!!!“). Besonders die weiblichen Kameraden wurden von unserem Feldwebel
in besonderer Weise „bevorzugt behandelt“. Und auch schon nach der ersten
Klausur wurde klar: Es würden einige auf der Strecke bleiben. Zum Ende der
zwölften Klasse beklagten wir schon drei arge Verluste, u.a. unsere heißgeliebte
Kurssprecherin. Todesmutig füllte jedoch ein altgedienter Veteran (LK Schöring)
die entstehende Lücke komplett auf. In dieser dezimierten, jetzt jedoch elitären
Runde, wusste Herr Ranftl nun seine Kommandos stets laut und deutlich, in
direkter Weise auszudrücken („Spinnst Du?“). Der Einzige, dem trotzdem leichte
Verständigungsprobleme zu schaffen machten, war unser ukrainischer
Fremdenlegionär, auch der Integrator genannt. Es konnte nämlich vorkommen, dass
auf einen zweiminütigen, fachbezogenen Monolog dieses Schülers nur die kritische
Frage folgte: „Willst Du jetzt was sagen, oder was fragen?“ oder sogar der
Ausspruch: „Mensch, wegen Leuten wie Dir war’mer in der PISA-Studie so
schlecht!“ Manche Leute bevorzugten es deshalb ab einem gewissen Zeitpunkt sich
dem Exerzieren komplett zu entziehen, um entweder zu Hause mit dem
Matheprofessor (Papa) zu lernen oder für das Auto zu arbeiten.
Dennoch schaffte es unser Mathelehrer dem Großteil des Kurses auf seine ganz
eigene Weise die Mathematik näher zu bringen und uns entsprechend auf das Abitur
vorzubereiten (hoff’mers mal!). Im Vergleich zum Looser-LK, der durch enorme
Ausfälle seines Lehrers und die Unpersönlichkeit im Unterricht sein riesiges
Potential nicht ausschöpfen konnte, ermöglichte es uns Herr Ranftl doch recht
zuversichtlich ins Abitur gehen zu können. Auch während der Zeit konnte man sich
eines enormen Rückhaltes innerhalb des Kurses auch auf Seiten des Lehrers sicher
sein, so dass wir sicher sein können, wenigstens diese zwischen-LKliche Schlacht
gewonnen zu haben. Im Endeffekt waren unsere anfänglichen Befürchtungen
keinesfalls begründet und wir glauben mit Recht sagen zu können, den richtigen
Lehrer erwischt zu haben. Es war einfach eine geile Zeit. Nicht nur, dass wir
mehrmals mit schmackhafter fränkischer Küche und Weihnachtsplätzchen versorgt
wurden, auch die Notengebung war durchgehend sozial. Auch könnten wir uns nie
vorstellen, denselben Spaß im Unterricht bei einem anderen Lehrer in diesen zwei
Jahren gehabt zu haben.
In Dankbarkeit und aufrichtiger Ehrfurcht,

Ihr Mathe-LK
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