Hello, friends and neighbors…
…hieß es in der ersten Englischstunde des LKs unter Leitung von Herrn Jakob;
gleich darauf folgte die heiß geliebte Belehrung, dass Pünktlichkeit alles sei:
„Punctuality is everything, friends and neighbors“ – na ja.
Leider wurde diese Moral des Öfteren selbst von deren Prediger nicht
eingehalten, weshalb sich bald kaum noch jemand daran erinnerte, dass
Pünktlichkeit wirklich alles ist, ein Frevel zwar, aber verzeihlich.
In besagter ersten Stunde erfuhren wir LKler auch gleich von Herrn Jakobs
Referat-Obsession, die den Kursalltag bestimmen sollte und jegliche
Unterrichtskonzepte ausschloss, da immer mal wieder irgendetwas dazwischen kam
und somit ein geregelter Stoff-Abbau meist nicht möglich war. Dafür aber hatte
der Kurs das Vergnügen, spannende Referate über noch spannendere Themen
anzuhören, zum Beispiel „The Scarlet Letter“, was uns noch in unsere tiefsten
Albträume verfolgte, oder „The Day of the Triffids“, von dem wir wohl noch
unseren Kindeskindern berichten werden: Literatur zum Abgewöhnen.
Des Weiteren hatte jeder Schüler die Ehre, einen so genannten „Five Minute
Talk“ zu halten, für den man „keinerlei Vorbereitung“ (O-Ton Herr Jakob)
benötigte, der in sich aber doch so stimmig sein musste, dass er einer
Zerpflückungs- und Nachfrageattacke des Kursleiters standhalten konnte, was sich
meist als ziemlich utopisch herausstellte.
Bei so vielen Referaten und Vorträgen kam es natürlich hin und wieder zu
Skandalen – so wurde das maßlose Vertrauen unseres Kursleiters sogar zwei Mal
durch einen dreisten Fall von Betrug missbraucht, ja geschändet – ein Schüler
wagte es, einfach zwei Referate aus dem Internet zu kopieren und vorzulesen… und
zwei andere Schüler weigerten sich gar, ein Referat zu halten, da die Stunde,
auf die selbiges vorzubereiten war, ausfiel und die nächste Gelegenheit durch
Klausuren nicht günstig erschien. Was für eine Frechheit! An der Uni muss man
schließlich gleich am ersten Tag 10 Klausuren schreiben!
Die Säulen des jakobschen Unterrichts stellten eindeutig 25% (wenn sie die im
Abi nicht haben, können sie’s gleich vergessen!), die hochgeistigen
Wortspielchen und amerikanische wie britische Literatur dar. Wir sagen:
Shakespeare kann kein Englisch, Wilde ist eine Tunte und Hemingway kann keine
g’scheiten Kriegsromane schreiben (gell, René?).
Was uns sehr erfreute: Herr Jakob kann die Musik-Durchsagen am DG genauso
wenig leiden wie wir (bloody shit, fuck!)
Außerhalb des Unterrichts, abseits von Referaten und Noten hatten wir einige
sehr unterhaltsame Glühwein-Abende im Hause Jakob, flankiert von netten
Afghanistan-Fotos (immer diese Pauschaltouris!) und einem sauleckeren
Übersee-Rum. Auch der Grill-Nachmittag war sehr nett, offenbarte er uns doch,
dass unser Kursleiter ziemlich firm in fränkischen
Bier-Behältnis-Öffnungs-Praktiken ist.
Unsere Theaterbesuche deckten das Spektrum von mies (MacBeth), okay (The
Importance of Being Earnest) und ziemlich gut (One flew over the Cuckoos Nest)
sehr gut ab, der Lichtspiel-Film „Public Enemy“ erfreute uns mit einem kernigen
„Fuck you, Ronnie-Baby!“.
Doch zurück zu MacBetch: diese Vorführung war derart mies, das selbst unsere
Native-SpeakerIN Rebecca nichts verstand – wir können also nix dafür.
Rebecca war es auch, die uns mit freundlichen, aber bestimmten
Anti-Bush-Slogans auf eine Linie brachte. Überhaupt war sie es, die uns mit
einem knalligen „Hi everybody“ aus unserem wohlverdienten Mittagsschlaf riss, um
uns danach die Abgründe der amerikanischen Gesellschaft offen zu legen – vom
Vater, der einen anderen Vater beim Eishockeytraining seines Sohnes totschlug,
bis hin zu den objektiven Schilderungen der Probleme eines eingedeutschten
Fußballers in der Nationalmannschaft der BRD – danke, Herr Erlanger! Sie sind’s
echt!
Aber es waren nicht nur ihre Artikel, die uns öfter zum Schmunzeln brachten,
auch ihre teilweise haarsträubenden Bamberg-Erlebnisse dürften wohl ihres
Gleichen suchen – ja, ja, Mormonen und gelbe Säcke haben es schon in sich, net
wahr?
Wie dem auch sei, Rebecca verstand es immer wieder, uns auf ihre quietschige
Art und Weise zum Lachen zu bringen, auch, wenn wir unser biorhythmisches Hoch
am Nachmittag doch schon seit Stunden überschritten hatten…
Drei Schüler bekamen hiervon reichlich wenig mit, denn unsere drei
13-Wiederholer, unsere N00bs, waren eigentlich nie da – wenn man sie mal in der
Schule sah, dann dachte man schon, die Hölle wäre am Gefrieren.
Doch eines muss man ihnen zugute halten: nicht nur ihre Arbeitsmoral war eher
gering, auch der Rest-Kurs bemühte sich spätestens ab 13/1 nicht mehr so
engagiert um die vom Kursleiter aufgetragenen Hausaufgaben – auf die Frage „Wer
hat denn ÜBERHAUPT was gemacht?“, meldete sich meist nur der David, was Herrn
Jakobs Ur-Wut jedoch nie stoppen konnte.
Der Kurs an sich war eigentlich eher Zweckgemeinschaft, ein wirkliches
Gemeinschaftsgefühl war eigentlich nicht da, was sicher auch daran lag, dass der
Englisch-Kurs keine KS-Fahrt machte, was durchaus schade war.
Alles in allem kann man sagen, dass es durchaus hätte schlimmer kommen
können, schließlich sind wir alle noch gesund, niemand hat uns tot gebissen oder
mit dem Bösen Blick gestraft – aber andererseits hätte ein bissl mehr Aktualität
und ein bissl weniger Verkrampftheit dem Unterricht wohl besser getan, jedoch
kann man auch sagen, dass Herr Jakob abseits des Unterrichts sehr umgänglich
gewesen ist – und deshalb kommen wir zu dem Schluss, dass der Englisch-LK
eigentlich ganz witzig war.

Ihr Englisch-LK
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