„Chemie-Marathon – Warum hat eine Doppelstunde nur 90 Minuten?“
„Auf die Plätze – Fertig - LOS!“, so lautete das Motto, unter dem wir uns
Anfang September 2000 zum ersten Mal im Chemiesaal einfanden. Und was dieses
Motto für uns zu bedeuten hatte, sollten wir ganze zwei Jahre zu spüren
bekommen. Jedenfalls warteten in der ersten Stunde erst mal 20 kopierte Blätter
auf jeden von uns und – natürlich – haben wir alle durchgearbeitet. Was sind
schon 20 Blätter? Für Dobro ist das das Arbeitsminimum einer Doppelstunde ( von
den selbstgeschriebenen möchten wir gar nicht erst reden – viele von uns haben
jetzt noch Krämpfe in der Hand ).
Facharbeitsthemen standen auch bald zur Wahl und ehe wir uns versahen, hatte
jeder sein Thema und das – sage und schreibe in der vierten Chemiestunde
überhaupt! Ein neuer Weltrekord! Und weitere sollten folgen!
Hier eine kleine Aufzählung der wichtigsten:
Unsere Exen und Klausuren bekamen wir immer in der nächsten Stunde korrigiert
zurück. Wir hätten ihn auch drei Stunden nach der Klausur anrufen können, um
unsere Note zu erfahren. Was sind schon drei Stunden zum Korrigieren?
Etwas enttäuscht waren wir allerdings bei der Facharbeit. Die Korrektur der 17
Arbeiten dauerte eine ganze Woche. Wo blieb da wohl Dobros Ehrgeiz?
Trotzdem war er stolz auf uns und das hatte seinen Grund:
Mit uns paukte er den gesamten KS-Stoff wiedereinmal schneller als mit seinem
letzten LK durch. Freudig verkündete er uns regelmäßig unseren aktuellen
Vorsprung und viele von uns rechneten schon damit mit den Sommerferien der
Zwölften, nicht nur die KS12, sondern auch den Chemie-Abi-Stoff abschließen zu
können.
Dank des rasanten Unterrichtstempos hatten wir auch reichlich Zeit, um diesem
schnelllebigen KS-Leben zeitweise zu entfliehen und die zwischenmenschlichen
Beziehungen zu intensivieren. Zuerst ließen wir es in Dobros Gartenhäusla mit
Bier und Leberkäs so richtig krachen und auch zur besinnlichen Zeit musste eine
Weihnachtsfeier her. Glorreich improvisierte er aus einem Reagenzglasständer und
Klemmen einen Weihnachtsbaum. Dazu genossen wir unseren „antialkoholischen“
Glühwein aus Bechergläsern. So ist er halt - unser Dobro - ein Mann der Tat!
Übrigens: An dem Glühwein, der im Becherglas grün wurde, hat sich niemand
ernsthaft verletzt! Jetzt wissen wir auch, warum man im Chemiesaal eigentlich
nicht essen, geschweige denn aus gebrauchten Bechergläsern trinken darf!
Zu den Highlights unseres LKs zählen sicherlich die Ausflüge ins Kernkraftwerk
Grafen-Rheinfeld und in die Kunststoff-Fabrik „Kaufmann & Sohn“, wo sich Dobro
reichlich mit kostenlosem Haar-Gel, Stiften und anderer – natürlich „Überschuss“
– Ware eingedeckt hat.
Unseren Chemie-Alltag lockerte er regelmäßig mit seinen Lebenserfahrungen auf. „TROPF-FIT“
sind wir jetzt vor allem auf dem Gebiet der ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen.
Am anschaulichsten wurde uns der Ablauf von Darm- und Blasenspiegelungen
demonstriert.
Das DG werden manche von uns wohl als reiche Leute verlassen. Mit regelmäßigem
Wetten um eine oder mehrere „Maß Bier“ konnten sie, wenn schon keine fehlenden
Klausurpunkte, wenigstens die Sympathie des Lehrers erlangen.
Die Punkte, die jeder Einzelne wohl im Chemie-Abi erreichen wird, hat uns unser
Dobro auch vorausgesagt. Doch wird jeder Punkt, der besser geschrieben wird als
der Tipp voraussagt, mit einer Maß Bier belohnt. Einige von uns können
unglaubliche 15 Liter Bier gewinnen. Welche Motivation kurz vor dem Abitur!?!
Abschließend bleibt uns nur zu sagen, dass wir unseren Start ins Berufsleben
wohl etwas ruhiger angehen werden, um uns erst mal von dem „Zwei-Jahre-LK-Chemie-Wettlauf“
zu erholen.
Trotzdem – oder gerade deswegen – werden wir diese Zeit noch lange in Erinnerung
behalten!

Ihr Chemie-LK
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